375 Jahre Wandsbeker Schützengilde
Von Dr. jur. W. Höcker, überarbeitet und ergänzt von Peter Köpke im Jahre 1987. Von Ronald Koslowski mit Unterstützung von Karl-Heinz Steckel fortgeschrieben im Jahre 2012.
Von Dr. jur. W. Höcker, überarbeitet und ergänzt von Peter Köpke im Jahre 1987. Von Ronald Koslowski mit Unterstützung von Karl-Heinz Steckel fortgeschrieben im Jahre 2012.
König Christian IV. von Dänemark, als Herzog von Holstein deutscher Reichsfürst, war seit 1614 Eigentümer des Gutes Wandsbek, das damals nur das eigentliche Gut mit den dazu gehörenden Bauern-höfen, aber noch nicht das Gebiet der erst unter Albert Balthasar Behrens (1645 – 1675) hinzu gekauften Dörfer Hinschenfelde und Tonndorf umfasste. Er setzte im Jahre 1630, also mitten im 30-jährigen Kriege, als neuen Pächter einen sehr alten, bewährten Obristen, Bernard von Hagen, ein. Wandsbek hatte bis dahin durch den Krieg schon schwer gelitten. Es war 1626 gelegentlich des Durchzugs der kaiserlichen Truppen unter Tilly und Wallenstein, die über Trittau, Großensee und Rahlstedt zur Eroberung der Marschfestungen Glückstadt, Krempe und Breitenburg hier durchgezogen waren, schwer geplündert worden. Einzelne Stellen waren wüst geworden und das Vieh geschlachtet bzw. fortgeführt. Nach dem Ausscheiden des dänischen Königs aus dem Kriegsgeschehen hatten zwar dessen unmittelbare Einwirkungen auf Wandsbek aufgehört, die Unsicherheit war aber immer noch so groß, dass der neue Pächter alsbald nach der Übernahme des Gutes seine Gutsleute sowie die dort wohnenden Bauern und Handwerker – es mögen wohl 60 – 80 Männer gewesen sein – zusammenrief, sie in Gruppen einteilte, ihnen Feuer- und Schlagwaffen verschaffte, mit ihnen exerzierte und sie das Schießen lehrte. Er wird auch wohl einen Warn-, Melde- und Alarmdienst eingerichtet haben mit dem Schloss, der sog. „Wandesburg”, als Mittelpunkt. Wenn Räuberbanden oder Marodeure gemeldet wurden, dann verkrochen die Wandsbeker sich nicht wie sonst allerorten in Wäldern und Mooren, sondern jagten die Banden unter Führung des kriegserfahrenen Geistes mit blutigen Köpfen wieder fort. Das sprach sich natürlich bald in „einschlägigen” Kreisen herum. Andere Dörfer in der Umgebung schlossen sich den Wandsbekern an, z. B. Eilbek und Barmbek, so dass Wandsbek in den weiteren Kriegsjahren kaum mehr unter den Kriegseinwirkungen gelitten hat.
Durch das ständige Beieinandersein bei Übung und Kampf steigerte sich alsbald das Zusammengehörigkeitsgefühl, so dass der Gutspächter bereits im Jahre 1637 daran gehen konnte, der von ihm geschaffenen Gemeinschaft der Gutseinwohner einen festen Zusammenschluss in Form der Schaffung einer „Wandsbeker Brandgilde” zu geben. Das war keine Feuerwehr im heutigen Sinne, sondern eher eine „Feuerversicherung auf Gegenseitig-keit”, bei der die Gildebrüder die Verpflichtung übernahmen, sich gegenseitig freiwillig beim Wiederaufbau eines abgebrannten Hauses zu unterstützen. Gleichzeitig sollte aber auch die Kunst des Schießens weitergepflegt und regelmäßig nach einem Vogel um die Königswürde geschossen werden.
Der Gründer der Gilde hat ihr auch eine Satzung gegeben. Die Gilderolle befindet sich im Hamburger Staatsarchiv.
Diese Gilderolle beginnt mit den Worten: „Kund und zu Wissen sei hiermit Jedermänniglich, dass im Jahre 1637 unser allergnädigster, Herr, der wohledIe, gestrenge und mannhafte Bernard von Hagen, sonst Geist genannt, Allerhögst Königl. Majestät bestellter Obrist, und auf Gröming erbgesessen, Pensionarius des Gutes Wandsbeck, auf Erhalt und Vermehrung der Ehre Gottes und guter nachbarlicher Einigkeit und Freundschaft, auf Besserung und Aufnahmen dieses Ortes, eine öffentliche, ehrliche Brandgilde gestiftet und angeordnet, auch notwendiger Erachtung der sämtlichen Gildebrüder, alle Jahre entweder auf St. Johannis Baptista oder visitationis Mariä, nach gehaltener Predigt allhier in Wandsbeck folgendermaßen zu halten, beschlossen worden…“
Sie enthält dann eingehende Bestimmungen über „die Heiligung des Sonntags (bei Verstößen: Strafe eine Tonne Hamburger Bier für die Gilde, 1 Taler für die Obrigkeit). Handdienste und Umlage mit Wiederaufbauklausel bei Brandschaden, Anlage von Backöfen und Vorhaltung von Feuerhaken…“.
„Schließlich und zum Einundzwanzigsten ist verabschiedet, wenn jährlich die Gilde gehalten wird, dass ein jeder Hauswirt und Gildebruder, wenn es ihm abgekündigt und zu Wissen gemacht wird, sich persönlich einstellen, oder da er durch Gottes Gewalt oder Herrengeschäfte zu kommen verhindert würde oder ansonsten verreiset wäre, auf solchen Fall einen Gevollmächtigten schickten soll. Da er aber dieses verächtlich annehmen oder weder Niemand schicken noch sich entschuldigen lassen würde, der soll nichts desto weniger die Unkosten, was einem Gildebruder zu seinem Anteil kommt und berechnet wird, auszugeben schuldig sein.”
Das Zusammengehörigkeitsgefühl der ersten Mitglieder wird in der Folge nicht immer gleich geblieben sein. Die Alten starben, neue Brüder, die nicht mehr Not und Gefahr mit den anderen hatten zu teilen brauchten, kamen hinzu. Die Veranstaltungen arteten aus, so dass u. a. in einem Zusatz im Jahre 1672 angeordnet werden musste, dass vor dem Königsschießen nicht getrunken und nachher auch nur bis 9 Uhr abends ausgeschenkt werden durfte. Es mag auch so gewesen sein, dass sich bei den Veranstaltungen der Gilde mancher Unwille über örtliche Verhältnisse Luft machte, so z. B. als Graf Penz von 1641 – 1645 Eigentümer von Wandsbek war und die Einwohner zu bisher nicht gewohnten Zwangsdiensten bei Hofe heranzog.
Im Jahre 1683, als der Freiherr und Kaiserliche Rat Christian von KieImannsegg Eigentümer von Wandsbek war, wurde in die Satzung eine neue Bestimmung aufgenommen, wonach es verboten wurde, dass die Eltern die Kinder zu Gildeveranstaltungen mitbrachten; auch wurde das „Tabaktrinken”, „da hierdurch oft großer Unrat und Feuersbrunst entstanden“, verboten; Strafe bei Zuwiderhandlung eine halbe Tonne Bier, bei Wiederholung das Doppelte.
Die Gilderolle war ferner in einer Abschrift – vermutlich von Pastor Michael Behrens angefertigt – erhalten geblieben. Diese Abschrift war dann als Urschrift weiterbenutzt worden und enthielt neben den Zusätzen zur Satzung in verschiedenen Jahren die Liste der Gildebrüder sowie kurze Niederschriften über die jährlichen Begebenheiten mit dem Namen des Schützenkönigs, der derzeitigen Ältermänner und der Schaffer. So eine Eintragung aus dem Jahre 1702, die sich in dieser Art immer wiederholt, lautete: „Anno 1702 ist die Gilde gehalten worden und hat die Zehrung betragen 4 Mark auf den Kopf. Der König ist gewesen Klaus Timm. Auch ist zum Ältermann erwählt worden Hinrich Stamer, und die Beisitzer Johann Zeher, Simon Morsen, Andreas Elerbrock. Und sind die Schaffer gewesen Hinrich Zinckerrad und Albert Behrens.”
Zwischen 1713 und 1717 fanden als Folgeerscheinung des nordischen Krieges keine Gildeveranstaltungen statt, weil damals die Pest wütete. 1714 starben daran in Wandsbek allein 68 Menschen.
Das alte Gildebuch, aus dem der Wandsbeker Heimatforscher A. Meier seine Kenntnisse bezogen hat, war zuletzt vor dem letzten Weltkrieg neben anderen Wandsbekensien in dem im Eichtalpark gelegenen Wandsbeker Museum aufbewahrt worden. Durch einen glücklichen Zufall ist es unbeschädigt erhalten geblieben, als das Museumsgebäude während des letzten Krieges durch eine Minenbombe völlig zerstört wurde, und schließlich ins Hamburger Staatsarchiv gelegt worden. Dort hat es der Verfasser im Jahre 1962 wieder aufgefunden.
Aus anderen Quellen wissen wir, dass sich die Wandsbeker „Brandgilde” als solche nicht erhalten hat. Wir finden nämlich die Gutshäuser von Wandsbek im Jahre 1760 in der Pinneberger Brandgilde versichert. Als „Schützengilde” besteht sie, wenn auch mit teilweise anderer Bezeichnung, bis auf den heutigen Tag.
Die Schießübungen wurden der Tradition nach auf dem Marktplatz abgehalten. Die Stange mit dem Vogel und dem Stern stand auf dem Marktplatz vor dem jetzigen Hotel „Tiefenthal“, und zwar da, wo nachher der inzwischen wieder verlegte Fischmarkt abgehalten wurde. Nach dem Stern auf der Stange ist die Sternstraße – davor
Achtern Stern – benannt worden. Die Stange ist im Winter 1813/14 von den damals Wandsbek besetzt gehaltenen Franzosen verbrannt worden.
Die Gildeversammlungen fanden zunächst in den Häusern der Gildebrüder, dann in Gasthäusern statt. Nach der Überlieferung sollen die Gilden zunächst in dem ältesten Wandsbeker Gasthaus, „Dem Gasthaus zu den 3 Kronen”, das an der Stelle des heutigen Rathauses stand, dann aber seit Generationen im Gast-haus „Zum Stern”, dem heutigen Hotel „Tiefenthal”, abgehalten worden sein. Im Garten des Gasthauses „L’Instant” an der Schlossstrasse soll auch zeitweise eine Vogelstange gestanden haben, nach der mit der Armbrust geschossen worden sein soll. Auch hier sollen die Gildebrüder manches Fest gefeiert haben.
Seit der Vernichtung der Vogelstange ist dann auf die Scheibe geschossen worden. Der Scheibenstand war von dem Wands-beker Schützenverein, der seit dem Jahre 1847 „die Tradition der alten Brandgilde fortsetzte“, auf dem dem Verein gehörenden, am nördlichen Rand des 4. Gehölzes gelegenen alten Schützenhof eingerichtet worden. Aus Anlass des Ausbaus der Rodigallee hat der Wandsbeker Schützenverein das Gelände des „alten Schützenhof“ mit dem dazu-gehörigen Festplatz an die Stadt Wandsbek verkauft und dafür ein Ersatzgrundstück in Wands-bek-Gartenstadt erworben.
Nach dem Kriege erhielt die Gilde von der britischen Militärregierung im Jahre 1949 die Genehmigung, den Schießbetrieb durch Verwendung von Armbrüsten, später mit Luftgewehren wieder aufzubauen. Geschossen wurde zunächst im Keller des inzwischen wieder aufgebauten Lokals von Oskar Tiefenthal, später in der Gaststätte Effenberger.
1962 feierten 4000 Wandsbeker Bürger mit den Schützen zusammen ein schönes harmonisches 325. Jubiläum. Eine Musikshow auf dem Concordiaplatz und ein wunderbares Feuerwerk versetzte alle in Begeisterung.
Im Jahre 1963 gelang es, für die Gilde auf einem vom Bezirksamt Wandsbek zur Verfügung gestellten Platz den Neubau eines vereinseigenen Schützenhauses in der Hammer Straße in Angriff zu nehmen, wo seitdem neben einem gemütlichen Aufenthaltsraum 10 Luftgewehrstände in Betrieb genommen wurden. Im Jahre 1965 wurde von Dr. Walter Höcker auch wieder ein Gildebuch angeschafft. Es enthält außer den Eingangsblättern – davon eines geschmückt mit der Königskrone Christian IV von Dänemark – die Satzung aus dem Jahre 1637 auf Büttenpapier niedergeschrieben. Es enthält ferner eine Liste der Könige rückwirkend bis zum Jahre 1901 und ausreichend Platz, um alljährlich den König und seine Ritter namentlich und mit Bild nachfolgenden Generationen zu erhalten.
Die Gilde erfüllte hiermit in moderner Form den Auftrag in Artikel 14 der alten Satzung, in der es folgendermaßen heißt: „Nachdem gleichermaßen eine Vogelstange und Vogel hirbey aufgerichtet worden, so sollen dieselben Gildebruder, denen mit Zuschießen beliebet, die unkosten des Vogels stehen, der gewinne aber, aIß etwa eine zinnerne Stübchen Kanne, oder ein silbern Löffel von Vier oder Sechs mack Lübisch für den König, im gleichen für die Flügel, Kopff und stert: welche gewinne aber nach der Zeit auff Silberne Löffel zu sein beliebet: sollen der gantzen Gilde beigerechnet und demselben zugestellet, der sie entweder selbst im Schießen erlanget hat, oder dürch einen andern für sich schießen lassen. Der König aber soll von allen Unkosten befreiet sein, und seyn Name in dieser Rolle Jährlich angeschrieben werden.“
Das Königsbuch wird seitdem von der Gilde als Kostbarkeit gehütet und neben den Königen wird auch die Vereinsgeschichte festgehalten.
In dem neuen Schützenhaus an der Hammer Straße, welches die Gilde der Initiative von Karl-Heinz Drewien verdankt, ging es sportlich schnell voran. Der Unkenruf: „Feiern können sie, aber nicht schießen”, war bald in und um Hamburg nicht mehr zu hören. Die Sportschützen waren überall gerne gesehen und brachten viele Pokale nach Wandsbek.
1963 übergaben dann Heinz Soltau und Oscar Tiefenthal einer jüngeren Generation die Verantwortung für die Gilde. Unter der neuen Leitung wurde dann endgültig eine sportliche Ära eingeleitet. Leider musste Erich Hoppe, der Nachfolger von Heinz Soltau, schon nach vier Jahren sein Amt wieder zur Verfügung stellen. Peter Köpke wurde
zum 1. Vorsitzenden gewählt, Henry Stange blieb 2. Vorsitzender. 1968/1969 starben kurz hintereinander Heinz Soltau sowie auch Oscar
Tiefenthal. Das große Zweigestirn nach dem 2. Weltkrieg war ganz plötz-lich erloschen. Diesen beiden Männern verdankt die Gilde ihr Fortbestehen nach 1945.
1970 beging die Gilde ihr 333-jähriges Bestehen mit einem großen Schützenfest und einem strahlenden Jubiläumskönig Manfred Meier. Der Bundestagsabgeordnete Alfons Pawelczyk überbrachte die persönlichen Grüße des Bundeskanz-lers Willi Brandt, und auch der dänische Botschafter, seine Exzellenz Herr Frode Schön, war zu Gast bei den Schützen in Wandsbek. Mehr als 400 Musiker beschlossen die Festtage mit einer großen Musikshow.
ln den kommenden Jahren gewann die Gilde viele neue Mitglieder. Das sportliche Schießen rückte immer mehr in den Vordergrund, die Schützen eilten von Erfolg zu Erfolg. Die Tradition aber wurde nicht vernachlässigt, es gab jedes Jahr einen neuen Schützenkönig, der sich über den von der Sparkasse gestifteten goldenen Königsorden und über die wunderschöne Vase von der Dresdner Bank freuen durfte. Wir feierten unwiederbringliche Feste, die von den scheinbar niemals versiegenden Einfällen Wilhelm Stemms geprägt waren. In der Gilde war wirklich „alles zum Besten“ bestellt. Nun standen wir vor der Entscheidung, ein neues Schützenhaus zu bauen, das alte war schon wieder zu klein. Länger als ein Jahr musste eine Aufnahmesperre erlassen werden. Viele Verantwortliche hatten für unser Vorhaben großes Verständnis. Der Abgeordnete Alfons Pawelczyk, der Bezirksamtsleiter Freiherr Achim-Helge von Beust, Baudirektor Mey und später auch die Bezirksamtsleiter Dr. Rolf Lange und auch Dieter Mahnke standen uns mit viel Hilfe zur Seite. Leider gelang es der Gilde nicht, ihr Vorhaben schnell umzusetzen. Immer stellten sich un-überwindbare Hindernisse in den Weg.
1974 besuchten die dänische Königin Margrethe II und ihr Gemahl Hendrik zu einem Staatsbesuch die Bundesrepublik Deutschland Herr Botschafter Schön ermöglichte es, dass sich beide in unser Königsbuch eintrugen.
Aber wie überall wuch-sen die Bäume nicht in den Himmel, düstere Wolken zogen für die Gilde auf. Im Januar 1979 verstarb durch einen Herz-infarkt ganz plötzlich unser von uns allen so geschätzter Schießmeister Alfred Kostrewa und riss ein fast nicht schließbares Loch in unsere Gemeinschaft. Genau drei Monate später traf ein zweiter schwer-
er Schlag die Gilde; auch der Präsident Peter Köpke wurde von einem Infarkt in die Knie gezwungen, aber er konnte durch sofort geleistete Hilfe gerettet werden.
Auf der Hauptversammlung 1979 stellten dann Henry Stange als 2. Vorsitzender und Peter Köpke ihre Ämter zur Verfügung. Beide wurden von ihren Nachfolgern Manfred Meier, Herbert Brust und Herbert Clausen für ihre Verdienste um die Gilde mit hohen Aus-zeichnungen verabschiedet. Henry Stange erhielt die goldene Ehrennadel mit Brillanten, während Peter Köpke der neugeschaffene goldene Ehrenring verliehen wurde und darüber hinaus zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde.
Der langjährige Jugendleiter Peter Hilke übernahm den verantwortungsvollen Posten des Schießmeisters. In Otto Jung fand die Gilde einen guten neuen Jugendleiter. Zusammen mit dem Schießmeister bauten sie eine sportlich überragende Jugendabteilung auf. Es gab in Hamburg kaum einen Titel, der nicht von der Gilde gewonnen wurde
Die Finanzen der Gilde waren nach wie vor ausgezeichnet geregelt. Nach einigen Jahren unter Ernst Böklers Leitung übernahm 1971 Hans-Ulrich Küllmer den Posten des Schatzmeisters. Er setzte konsequent die eingeschlagene Richtung fort und sorgte entscheidend mit dafür, dass die Gilde immer auf einem gesunden finanziellen Fundament stand. 1981 wurde er in den geschäftsführenden Vorstand berufen. Die Gilde konnte also mit einem gesunden Optimismus an den Neubau eines Schießsportzentrums herangehen. 1982/83 brachte uns nicht nur eine neue Regierung, sondern vor allem auch das endgültige Aus für den mit der Bundeswehrhochschule zusammen geplanten Bau der Sport- und Freizeitstätte am Holstenhofweg. Missmut breitete sich unter den Schützenbrüdern aus und kaum einer glaubte noch daran, dass es jemals ein neues Haus geben sollte.
Mit Sylvia Reinders, Monica Heid und Jochen Siemers waren Spitzenschützen herangewachsen. Sie wurden nicht nur Hamburger Meister, sondern sie qualifizierten sich mit hervorragenden Leistungen auch für die Deutschen Meisterschaften. Jochen Siemers gewann 1984 das Qualifikationsschießen für die Europameisterschaften der Junioren. Er wurde bei seinem ersten internationalen Auftritt Dritter in der Einzel- und auch in der Mannschaftswertung und gewann zwei Bronzene Medaillen für die BRD. Mit seinem Einzelergebnis wurde er gleichzeitig bester westeuropäischer Juniorenschütze. Dieser fantastische Erfolg war nicht nur für ihn ein Riesenerlebnis, sondern für alle Wands-
beker Schützen eine richtige Sensation. Keiner hatte ihm diese Leistung schon zugetraut.
Der Vorstand unternahm einen erneuten Anlauf, auf einem anderen Grundstück das immer noch geplante Bauvorhaben zu realisieren. Wieder setzte Fredy Meier die ganze Behördenmaschine in Bewegung. An verantwortlicher Stelle waren alle guten Willens, aber diesmal scheiterte es nicht an den Finanzen der Öffentlichen Hand, sondern an dem guten Willen der Anlieger.
1986 stellte Manfred Meier sich nicht wieder zur Wahl. Berufliche Gründe zwangen ihn zu diesem Entschluss. Peter Köpke, der nach einer schweren Herzoperation in den Ruhestand gegangen war, stellte sich erneut für die Vorstandsarbeit zur Verfügung. In seiner Antrittsrede dankte er Manfred Meier für seine hervorragende Arbeit im Interesse der Gilde und verlieh ihm die golden Ehrennadel sowie einen wunderschönen gravierten Zinn-
krug. Die Versammlung beschloss außerdem, das 350. Jubiläumsjahr 1987 in einem größeren Rahmen zu feiern.
Viel Arbeit war also nicht vorhanden, und der Vorstand beschloss, einen neuen Vorstoß in Richtung neues Schützenhaus zu wagen. Neue und sehr gute Schützen schlossen sich der Gilde an. Die 1. Luftgewehrmannschaft schaffte den Aufstieg in die Bundesliga. Die Freie Pistolenmannschaft konnte sich mit zwei, ebenfalls dem Nationalkader angehörenden, Schützen verstärken, während sich der Damenmannschaft mit Sonja Tietjens und Petra Putensen zwei erstklassige Schützinnen anschlossen. Bei den Hamburger Meisterschaften errangen die Wandsbeker Schützen sieben Meistertitel, und auch in der Einzelwertung standen 17 Mal auf den Plätzen 1 – 3 die Namen von Wandsbeker Sportlern. Acht unserer Schützen qualifizierten sich in vier verschiedenen Disziplinen für die Deutschen Meisterschaften in München. Große Erfolgsaussichten hatten die Pistolenschützen. Ein Platz unter den ersten Drei wäre im Jubiläumsjahr ein wunderbares Geschenk gewesen.
Die Vorarbeiten für die Planung des Schießsportzentrums machten gute Fortschritte. Die Gilde wurde in ihren Bemühungen von Bezirksamtsleiter Dieter Mahnke sowie auch von seiner Nachfolgerin, Ingrid Soehring, und dem Baudezernenten Hartmann mit seiner Crew vorbildlich unterstützt. Alle Schützenbrüder hofften, dass, wenn diese Zeilen verlesen wurden, die endgültige Baugenehmigung schon vorläge. Das wäre nach 15-jährigen, mit Ausdauer geführten Bemühungen ein wunderbares Jubiläumsgeschenk gewesen. Mochten die Verantwortlichen dieser Stadt endlich erkennen, dass eine seit 350 Jahren bestehende und gewachsene Vereinigung auch ein Recht darauf hatte, in einer eigenen, dem Sport gerecht werdenden Sportstätte nicht nur erstklassigen Sport anzubieten, sondern darüber hinaus die uns von unseren Vorvätern überlieferten Traditionen zu pflegen und sie auch zu erhalten.
Die Schützengilde feierte 1987 ein wunderbares Jubiläumsschützenfest. Nach einer herrlichen Alster- und Hafenrundfahrt am 30. Mai starteten wir am 30. Juli zu einer gemeinsamen Reise in das Fichtelgebirge. Mit einem großen Sommernachtsball am 29. August wurde die Festwoche eingeleitet. Es war ein rauschendes Schützenfest im Elysee Hotel. Zum 350. Jubiläumskönig wurde Hans-Dieter Gerken ausgerufen. Am 3. September war für die Kleinen ein Laternensternmarsch zum Wandsbeker Markt organisiert worden. Am darauffolgenden Freitag, den 4. September, gab es eine Feierstunde im Festsaal des „Gemeindehauses Wandsbek“ mit Überreichungen von Ehrengeschenken. Ebenso wurden verdiente Schützenbrüder ausgezeichnet und zu guter Letzt las der Schauspieler vom Ohnsorg Theater, Karl-Heinz Kreienbaum, in platt-deutscher Sprache aus der Vereinsgeschichte. Die Fest-woche wurde am Sonn-abend, den 5. September, mit einer Jubiläumsshow in der Wandsbeker Sporthalle mit einem Tanz- und Musik-festival beendet. Es traten Musik- und Showkorps aus den Niederlanden, Dänemark und Hamburg auf. Die Krönung aber waren „The Flying Grandpas“.
Was vom Bezirksamtsleiter Dieter Mahnke für die Verwirklichung unseres neuen Schützenhauses in die Wege geleitet wurde, konnte 1988 von der Bezirksamtsleiterin Ingrid Soering beendet werden, indem sie uns die Baugenehmigung überreichte. Die Freude bei den Schützen war riesengroß. Endlich ging ein langersehnter Traum „Ein Neues großes Schießsportzentrum“ in Erfüllung. Mit viel Elan wurde jetzt das umgesetzt, was unser Vereinsmitglied und Architekt Michael Weymar geplant und berechnet hatte. An einem Wochenende im April 1988 wurden die Bäume auf dem Bauplatz gefällt, so dass die Baufirma den Bauplatz herrichten konnte. Der Rohbau war Ende September fertig, was mit einem großen Richtfest gefeiert wurde. Nun konnten die Schützenbrüder mit der Eigenleistung anfangen. Es gab viel zu tun, sollte doch Ende April 1989 das Bundeskönigsschießen im Rahmen des Deutschen Schützentags in der neu errichteten Luftgewehrhalle ausgerichtet werden.
In tausenden von Arbeitsstunden, die durch 20 und mehr Schützenbrüder geleistet wurden, war das neue Schießsportzentrum, bis auf die Kleinkaliberhalle, zum Bundeskönigsschießen komplett fertig. Durch die große Eigenleistung und die Beziehungen zum Großhandel einiger Schützenbrüder für das Baumaterial war am Ende sogar noch Geld übrig und der Aufenthaltsraum konnte großzügiger und schöner hergerichtet werden, als anfangs geplant. Durch eine großzügige Spende der Knobelrunde konnte sogar ein Parkettfussboden verlegt werden. Schon bei der Planung des Schießsportzentrums wurde die ganze Anlage rollstuhlgerecht konzipiert, so dass auch Rollstuhlfahrer bei uns den Schießsport ausüben können.
Nach dem Schützenfest wurde im Herbst mit dem Ausbau der Kleinkaliberhalle begonnen. Auch hier waren es wieder die gleichen Schützenbrüder, die in vielen Arbeitsstunden den Ausbau erledigten.
Die 1980 gegründete Damenabteilung, die anfangs ihren eigenen Trainingstag hatte, integrierte sich immer mehr in die Gilde, was anfangs für die Damen in einer reinen männergeprägten Traditionsgilde wahrlich nicht einfach war. Mittlerweile sind die getrennten Trainingstage Vergangenheit. Hierzu hat auch die damalige Bezirksamtsleiterin Ingrid Soehring 1988 nicht unwesentlich beigetragen, indem sie zu unserem traditionellen Königsempfang am Sonntagmorgen ins Wandsbeker „Rathaus“ die Damenkönigin ohne Wissen der Gilde dazugeladen hatte. Ebenso hatte sie eine Mitteilung dieser Veranstaltung an die Tagespresse geschickt, so dass an diesem Sonntag die große vierbuchstabige Boulevardpresse zugegen war und am drauffolgenden Tag ein sehr großer mit Fotos bestückter Bericht auf der dritten Seite zu lesen war, deren Überschrift mit „Macho – Macho – Macho“ betitelt war. Seit diesem Tage ist die Damenkönigin mit ihrem Gefolge am traditionellen Königsempfang im Wands-beker „Rathaus“ jedes Jahr dabei.
Die Integration ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass auf der Hauptversammlung 2002 unsere Schützenschwester Petra Bruhn als 2. Vorsitzende in den Vorstand gewählt und im Jubiläumsjahr 2012 sogar 1.Vorsitzende wurde.
Nachdem Peter Köpke von 1986 bis 1995 wieder die Vereinführung übernommen hatte, gab er diese dann an Hans-Dieter Gerken ab. Nach dem Rücktritt von Hans-Dieter Gerken als 1. Vorsitzender im Jahre 2000 folgten ein paar sehr abwechslungsreiche Jahre bezüglich der Vorstände.
Von 2000 bis 2001 übernahm unser langjähriger, ehemaliger 1. Vorsitzender Peter Köpke noch einmal dieses Amt. Auf der Hauptversammlung in 2001 wurde der 2. Vorsitzende
Hans-Joachim Rademacher zum 1. Vorsitzenden und Olaf Moßler zum 2. Vorsitzenden gewählt. Aber schon auf der nächsten Hauptversammlung trat Hans-Joachim Rademacher aus gesundheitlichen Gründen zurück und Olaf Moßler wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, welches er bis zur Hauptversammlung in 2012 bekleidete. Nach seinem Rücktritt Ende Januar 2012 wurde Petra Bruhn zur 1. Vorsitzenden gewählt. Nach 375 Jahren wird die Schützengilde nunmehr von einer Frau geführt! Ab 1998 war unsere Luftpistolenmannschaft wieder so gut, dass sie mit den Schützen Valerij Samojlenko, Klaus Tamm, Jochen Siemers, Bernd Görges, Björn-Axel Dose, Wolfgang W. Meyer und Petra Brohl in die Bundesliga-Saison 1998/99 starten konnte und sich bis in die Saison 2000/ 2001 hier halten konnte. Die Pistolenschützen Wolfgang W. Meyer und Petra Brohl verließen die Mannschaft in der Zeit, wurden aber durch die Schützen Martin Baabe und Stefan Seimer ersetzt.
Die Wandsbeker Schützengilde stieg nach 2001 nicht mehr in die Bundesliga auf. Dies lag auch ein bisschen daran, dass es nicht einfach ist, für den Schießsport zahlungs-kräftige Sponsoren zu finden, die ein Fortbestehen in der Bundesliga gewährleisten konnten. Jedoch qualifizierten sich jedes Jahr etliche Sportschützen der Gilde zur deutschen Meisterschaft nach München und Hannover.
Früh genug wurde schon 2005 auf der Hauptversammlung beschlossen, dass das 375. Jubiläumsfest im größeren Rahmen mit der Wandsbeker Bevölkerung gefeiert werden soll. Da die Gilde seit den Bundesligawettkämpfen wenig bis keine Eigenwerbung in der Öffentlichkeit gemacht hatte, hatte Ronald Kos-lowski mit Wolfgang Gier, Petra Bruhn, Jochen Siemers und Erich Schmitz eine Gruppe Schützenbrüder um sich versammelt und das Bürgerkönigsschießen, das Jugend-Bürgerkönigsschießen und das Firmenpokalschießen aus der Taufe gehoben. Das Bürgerschießen sowie das Jugend-Bürgerschießen fanden bei der Bevölkerung immer größer werdenden Anklang. Mittlerweile ist dieses Schießen ein fester Bestandteil im Rahmen des jährlichen Schützenfestes geworden. Das Firmenpokalschießen hatte leider, trotz Werbemaßnahmen, nicht den Erfolg gebracht, den sich die Gruppe gewünscht hatte. So wurde das Firmenpokalschießen 2008 eingestellt.
Hierfür wurde das Bogenschießen aufgenommen, das durch den damaligen 1. Vorsitzenden Olaf Moßler in 2008 gegründet und aufgebaut worden war. Im Herbst des Jahres 2007 wurden erste Gespräche zur Gründung einer Bogensparte zwischen dem 1.Vorsitzender Olaf Moßler und Eduard Hauck geführt. Im Sommer 2008 wurde dann mit großzügiger Unterstützung durch „Hamburg Wasser“ die Bogensparte ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder Eduard Hauck, Gilda Moßler und Holger Steenbock nahmen den Trainingsbetrieb auf und konnten schnell eine Gruppe von Jugendlichen, die durch die lokale Presse den Kontakt zur Wandsbeker Schützengilde fanden, um sich scharen. Durch die guten Trainingsmöglichkeiten in der KK-Halle und dem regelmäßigen Training konnten bereits im ersten Jahr 2008, nach der Durchführung der ersten Vereinsmeisterschaft, auch schon erste Erfolge auf Kreis- und Landesmeisterschaften erzielt werden. Kreis- und Landesmeister in der Alters-Klasse wurde Eduard Hauck, Kreismeister in der Beginner-Klasse wurde Gilda Moßler.
2009 konnte die Bogengruppe durch kontinuierliche Vereinsarbeit und mit Hilfe der lokalen Presse vergrößert werden. Dazu trug vor allem die Präsentation der Bogenabteilung während des Bürgerschießens im Rahmen des Schützenfestes bei. Hier konnten viele Interessenten gewonnen werden. Sportlich sind die Erfolge vom Vorjahr gehalten worden. Kreis- und Landesmeister in der Alters-Klasse wurde wieder Eduard Hauck, Kreis- und Vize-Landesmeisterin wurde die Schülerin Selina Kupsch.
Im Jahr 2010 konnte die Bogengruppe ihre Mitgliederzahl weiter vergrößern, so dass in fast allen Klassen nun Schützen auf Wettkämpfen antraten. Auch in diesem Jahr konnten wieder gute Platzierungen auf Kreis- und Landesmeisterschaften errungen werden. Besonders hervorheben wollen wir hier unser damals jüngstes Mitglied Maxim Schidobin, der in seinem ersten Sportjahr gleich Kreis- und Landesmeister wurde. 2011 wurde durch die Hilfe vieler Vereinsmitglieder das Trainingsgelände außen fertig gestellt. Zum besonderen Höhepunkt in diesem Jahr wurde jedoch das Schützenfest, bei dem alle Königs-würden von Mitgliedern der Bogensparte errungen wurden. Sportlich konnten auch wieder gute Platzierungen auf Kreis- und Landesmeisterschaften erzielt werden: Kreis- und Landesmeister FITAF-Halle und FITA
Maxim Schidobin, Kreismeister Junioren Marvin Muja, Kreismeister Jugend Christopher Rasch.
Auch in das Sportjahr 2012 ist die Bogengruppe erfolgreich gestartet. In der Halle konnte Maxim Schidobin seinen Kreis- und Landesmeistertitel erfolgreich verteidigen. Auch Marvin Muja konnte seinen Kreismeistertitel bei den Junioren verteidigen.
Mittlerweile ist die Bogenabteilung zu einer ansehnlichen Gruppe herangewach-sen. Der Bogensport ist für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren hervorragend geeignet. Das Interesse am Sportbogenschießen ist bei den Jugendlichen sehr groß und der Ansturm an den Trainingstagen manchmal von den Trainern nicht zu bewältigen.
Wie bereits erwähnt, stellte die Bogenabteilung 2011 sämtliche Könige der Gilde, den König Holger Steenbock, die Damenkönigin Gabriele Kießlich und den Jugendkönig Christopher Rasch. Hiermit bewiesen die Bogenschützen, dass sie nicht nur mit den Bogen umgehen können, sondern auch mit anderen Waffen zielsicher sind. Kann es eine bessere Integration in das Vereinsleben geben als dieser glückliche Umstand?
Die Wandsbeker Schützengilde e.V. von 1637 sieht sich nicht nur als Sportverein. Vielmehr ist sie auch ein Traditionsverein und hat viele Traditionen. So war die Gilde bis 1980 ein reiner Zusammenschluss von Schützen. Frauen hatten außer zu Festen im Verein nichts zu suchen. Mittlerweile sind die Frauen vom Vereinsleben jedoch nicht mehr wegzudenken, haben sie doch auch schon einige wichtige führende Positionen im Verein inne, so die der 1. Vorsitzenden, der Schatzmeisterin und der Schriftführerin. Wenn es um Tradition geht, so ist das Königschießen eine der größten Traditionen, die ein Schützenver-ein pflegt. Das Königsschießen ist von Verein zu Verein sehr unterschiedlich. Auf dem Lande wird zumeist auf den Vogel geschossen. Selbst in Wandsbek war dies bis ins 19. Jahrhundert noch üblich. Die Vogelstange stand in der Straße Hinterm Stern. Doch ist es heute aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich, auf den Vogel zu schießen, da sich die Gilde in einem bewohnten Gebiet befindet. Heute schießen wir aus 50 m Entfernung auf eine bemalte Scheibe, die von den amtierenden Schützenkönigen gestiftet wird. Dies ist ebenfalls eine Tradition, die dem König obliegt, genauso wie er einen Silberorden für die Königs-kette stiften muss. Der älteste Orden an unserer heutigen Königskette ist aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts.
Mittlerweile ist die Königskette so schwer geworden, dass etliche alte Orden abgenommen werden mussten, damit die Kette nicht zerreißt.
Unsere Königsliste lässt sich namentlich bis in das Jahr 1895 zurückverfolgen. Das älteste Mitglied der Gilde, das je die Königswürde errang, ist Hermann Chilian, der 2001 zum zweiten Mal mit achtzig Jahren Schützenkönig wurde. Unser jüngster Schützenkönig war 2007 Stephan Grundmann mit 19 Jahren.
Im Juli 2008 verstarb unser langjähriger 1. Vorsitzender und Ehrenpräsident Peter Köpke. Peter Köpke hat das Geschehen der Gilde viele Jahre nachhaltig geprägt. Die Gilde würde heute mit Sicherheit nicht da stehen, wo sie heute steht. Sein Wirken und Tun und sein Engagement für die Gilde hier aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Chronik sprengen. Peter Köpke lebte für den Sport, für die Wandsbeker Schützengilde und für den Schießsport. Alles andere stellte er hintenan. Schon zu seiner Lebzeit wurde das Vereinhaus in „Schießsportzentrum Peter Köpke“ benannt, was ihn mit großem Stolz erfüllte. Um als Schützenverein im Großstadtbereich bestehen zu können, muss man für die Mitglieder und Interessenten im Schießsport immer topp aktuell sein. Das heißt, es muss immer wieder in die Schießanlagen investiert werden. So wurden 2011 die alten Seilzuganlagen in der Luftdruckhalle durch modernste digitale Schießanlagen ersetzt. Auch hier waren es wieder Vereinsmitglieder, die es der Gilde durch tatkräftige Hilfe, günstigen Großhandelseinkauf und Spenden ermöglichten, eine derartig große Umbauaktion durchführen und finanzieren zu können.
Auch wurde für die Bogenabteilung der Außenbereich neben dem Schießsportzentrum zu einer Außenschießbahn hergerichtet, damit auch auf größeren Distanzen geschossen werden kann als es in der Halle möglich ist. Das Schützenfest wurde in die Öffentlich-keit verlegt. Auch hier waren es Ronald Koslowski und Hans-Dieter Gerken vom Festausschuss, die es in die Wege leiteten. Ronald Koslowski hatte sich schon im Jahre 2004, als der Marktplatz in seiner heutigen Form fertig war, im Bezirksamt danach erkundigt, ob die Gilde den Platz für das Schützenfest nutzen könne, um ein Festzelt aufzustellen. Dieser Gedanke stieß im Bezirksamt auf Zustimmung und man erinnerte sich an diese Anfrage, als 2010 bezüglich des Platzes für ein Schützenfest nachgefragt wurde. Durch das Bezirksamt wurde die Gilde auf die Wandsbeker
Wiesn aufmerksam gemacht, welche von Center-Management des Quarée ausgerichtet wird. Ronald Koslowski und Hans-Dieter Gerken traten mit dem Center-Management und dem Ausrichter in Verhandlung, das Schützenfest im Rahmen der Wandsbeker Wiesn zu feiern.
Schon im Vorfeld wurde das Vorhaben, das Schützenfest in die Öffentlichkeit zu verlegen, von befreundeten Vereinen und Ver-einsmitgliedern nur positiv beurteilt. Die Bestätigung spiegelte sich in den Zusagen zum Schützenfest wieder. Der Festausschuss bekam soviel Zusagen wie nie zuvor und wir mussten für 200 Gäste Tische herrichten.
Im nachherein betrachtet war es richtig, dass dieser Schritt gemacht wurde, denn so konnte man feststellen, dass ein Wands-beker Wiesnfest, was dem Oktoberfest nachempfunden ist, sich für ein Schützenfest nicht eignet, da die Bestuhlung (Bänke) viel zu eng ist. Aber der vorwiegend positive Aspekt dieser Feier hat uns ver-anlasst, das Schützenfest mit einem eigenen Zeltveranstalter und Schaustellern durchzuführen. Wir hoffen wieder auf eine große Resonanz!
Ronald Koslowski